Schimmel & Krankheiten verhindern: Was tun, wenn etwas schiefgeht?

1. Einleitung

Wenn beim Microgreens-Anbau etwas schiefläuft, steckt oft Schimmel dahinter. Gerade am Anfang sieht man ihn vielleicht gar nicht als Problem – weiße Fusseln an den Wurzeln, ein leicht muffiger Geruch oder kleine braune Flecken werden schnell übersehen. Doch wenn man nicht rechtzeitig reagiert, breitet sich das Ganze rasch aus und die ganze Charge ist im Eimer.

Das liegt nicht an mangelndem Können, sondern an den Bedingungen, unter denen Microgreens wachsen: viel Feuchtigkeit, wenig Luftzirkulation und dicht gesäte Samen. Perfekt für die Pflanzen – aber leider auch für Pilze, Bakterien und andere ungebetene Gäste.

In diesem Artikel schauen wir uns an, wie du Schimmel und Krankheiten früh erkennst, was du im Ernstfall tun kannst – und wie du es am besten gar nicht erst so weit kommen lässt. Alles basiert auf eigener Erfahrung und dem, was sich über die Zeit wirklich bewährt hat. Keine Panik, keine Chemiekeule – sondern einfache Maßnahmen, die funktionieren.

Du bekommst hier keinen wissenschaftlichen Vortrag, sondern einen praktischen Leitfaden. Schritt für Schritt. Damit du deine Microgreens mit einem guten Gefühl wachsen lassen kannst – und im Zweifel weißt, was zu tun ist, wenn es mal nicht rund läuft.

2. Unterschied zwischen Schimmel, Biofilm und „harmlosen“ Pilzstrukturen erkennen

Gerade wenn du deine ersten Chargen Microgreens anbaust, kann es leicht passieren, dass du beim Blick in die Schale unsicher wirst: Ist das da Schimmel? Oder gehört das so? Keine Sorge – du bist nicht allein damit. Viele Anfänger verwechseln harmlose Strukturen mit echten Problemen. Deshalb ist es wichtig zu wissen, worauf du achten musst, um nicht vorschnell alles wegzuwerfen oder im schlimmsten Fall Schimmel zu übersehen.

Wie sieht echter Schimmel aus?

Typischer Schimmel zeigt sich meist in grauen bis grünlichen, fädigen Gebilden. Er breitet sich oft schnell aus, wirkt leicht staubig oder samtig und ist nicht an die Wurzel gebunden, sondern sitzt auf der Oberfläche des Substrats oder der Pflanzen. Manchmal riecht er leicht modrig – spätestens dann solltest du aufmerksam werden.

Und was sind Wurzelhaare?

Was viele für Schimmel halten, sind in Wahrheit oft sogenannte Wurzelhaare. Diese feinen, weißen Fäden erscheinen besonders in den ersten Tagen nach dem Keimen. Sie sind ein gutes Zeichen, denn sie zeigen, dass sich die Pflanzen gut entwickeln. Du findest sie direkt an der Wurzelspitze, meist gleichmäßig verteilt und vor allem in der Dunkelphase oder kurz nach dem Gießen deutlich sichtbar. Sobald du Licht dazugibst, verschwinden sie oft innerhalb von Minuten – ein klarer Hinweis darauf, dass es sich nicht um Schimmel handelt.

Was ist ein Biofilm – und warum entsteht er?

Ein weiteres Phänomen ist der sogenannte Biofilm. Das ist eine glitschige, manchmal glänzende Schicht, die durch übermäßige Feuchtigkeit entsteht – oft bei zu dichter Aussaat oder wenn die Luft nicht zirkuliert. Der Biofilm kann aus Bakterien oder Hefen bestehen und sieht manchmal schleimig aus. Er ist nicht immer gefährlich, aber ein Warnsignal: Hier stimmt das Gleichgewicht im Mikroklima nicht mehr. Wenn du regelmäßig mit Biofilm zu tun hast, solltest du deine Gießmenge, die Belüftung und ggf. die Sauberkeit deiner Schalen überprüfen.

Wann musst du eingreifen – und wann nicht?

Ein Eingreifen ist dann nötig, wenn du deutliche Anzeichen von echtem Schimmel erkennst: farbige, fädige Beläge, unangenehmer Geruch oder matschige Stellen. Auch wenn sich die Struktur schnell ausbreitet oder deine Microgreens nicht mehr gesund aussehen, ist Vorsicht angesagt. Dagegen sind Wurzelhaare völlig normal und kein Grund zur Sorge. Beim Biofilm gilt: beobachten und bei wiederholtem Auftreten die Bedingungen anpassen.

Im Zweifel gilt: Besser genau hinschauen und einmal zu viel nachprüfen als zu spät reagieren. Mit ein bisschen Übung bekommst du schnell ein gutes Gefühl dafür, was harmlos ist – und was nicht.

3. Ursachenanalyse: Woher kommt das Problem?

Schimmel oder andere Probleme bei deinen Microgreens kommen nicht aus dem Nichts. Meistens liegt’s an ein paar typischen Dingen, die man – gerade am Anfang – leicht unterschätzt. Wer die Ursachen kennt, kann sie aber auch schnell in den Griff bekommen. Deshalb schauen wir uns hier die häufigsten Fehlerquellen an, die in der Praxis immer wieder zu Ärger führen.

1. Zu viel Feuchtigkeit, zu wenig Luft

Der häufigste Auslöser für Schimmel ist Staunässe. Wenn das Substrat ständig nass ist, haben Pilze leichtes Spiel. Noch schlimmer wird’s, wenn kaum Luft dazukommt – zum Beispiel, wenn du eine Abdeckung zu lange drauflässt oder die Microgreens sehr eng stehen. Ohne gute Belüftung kann die Feuchtigkeit nicht entweichen, und das Klima wird schnell tropisch – ideal für Schimmel, aber schlecht für die Pflänzchen.

Tipp aus der Praxis: Gieße lieber sparsam von unten (z. B. über eine Schale), lass die Oberfläche trocken bleiben und achte darauf, dass die Luft in deinem Anzuchtbereich zirkulieren kann. Ein kleiner Ventilator wirkt manchmal Wunder – auch im stillen Kämmerlein.

2. Verunreinigtes Substrat oder schmutzige Schalen

Was viele unterschätzen: Auch das sauberste Saatgut nützt nichts, wenn das Drumherum verdreckt ist. Erde aus dem Garten, altes Substrat oder Schalen, die seit Wochen nicht richtig gereinigt wurden – all das kann Keime, Pilzsporen oder Bakterien enthalten, die später Probleme machen.

Deshalb: Verwende nur frisches, sauberes Substrat und spüle deine Schalen nach jedem Durchgang gründlich aus. Ein Spritzer Essigreiniger oder etwas Wasserstoffperoxid hilft dabei, hartnäckige Rückstände loszuwerden.

3. Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Raum

Microgreens mögen es warm – aber nicht zu warm. Wenn die Temperatur über 22 °C klettert und die Luftfeuchtigkeit gleichzeitig hoch ist, steigt die Gefahr für Schimmel deutlich an. Das passiert oft im Hochsommer oder in geschlossenen Räumen ohne Fensterlüftung.

Ein Hygrometer kann hier schon viel Klarheit bringen. Wenn du merkst, dass es dauerhaft zu feucht ist, hilft regelmäßiges Lüften oder auch mal ein Entfeuchter. Es geht nicht darum, ein Labor zu bauen – aber ein stabiles Raumklima macht vieles einfacher.

4. Zu dicht gesät – zu wenig Luft zum Atmen

Je mehr Pflanzen auf einem Haufen wachsen, desto schlechter kann die Luft zirkulieren – und desto höher das Risiko für Probleme. Besonders Anfänger neigen dazu, zu viel Saatgut auf einmal auszubringen, weil man möglichst viel ernten will. Der Effekt ist oft das Gegenteil: Die Pflanzen wachsen schlechter, und das Risiko für Schimmel steigt.

Richtwert: Lieber etwas weniger Saatgut verwenden und dafür gesunde, kräftige Pflanzen bekommen. Im Zweifel lieber zwei Schalen ansetzen als eine überfüllen.

5. Zu wenig Licht – schwache Pflanzen

Wenn deine Microgreens zu wenig Licht bekommen, wachsen sie „lang und dünn“ – und sind anfälliger für Krankheiten. Außerdem bleibt die Oberfläche der Schalen länger feucht, weil die Pflanzen nicht so viel Wasser verdunsten. Das freut wiederum Pilze und Bakterien.

Besonders in den Wintermonaten reicht das Tageslicht oft nicht aus. Eine einfache LED-Pflanzenlampe kann hier Abhilfe schaffen – das muss keine teure Hightech-Leuchte sein. Wichtig ist: Täglich 10–14 Stunden Licht sind ideal.

Übersicht: Ursachen und typische Symptome

UrsacheTypisches SymptomMögliche Folge
Zu viel Wasser, keine LuftWeißer Flaum, muffiger GeruchSchimmelbildung, Faulstellen
Verschmutztes SubstratSchleimige Stellen, braune WurzelnBakterielle Fäulnis
Hohe LuftfeuchtigkeitKondenswasser, weiche PflanzenPilzwachstum, verkümmerter Wuchs
Zu dichte AussaatGelbliche Stellen, abgestorbene KeimeSauerstoffmangel, Krankheitsanfälligkeit
LichtmangelDünne, blasse TriebeSchwaches Wachstum, Anfälligkeit

Im nächsten Abschnitt schauen wir uns an, wie du all diesen Problemen gezielt vorbeugen kannst – und welche einfachen Routinen wirklich helfen, um Schimmel und Krankheiten von Anfang an zu vermeiden.

4. Präventive Maßnahmen

Wenn du Schimmel und Krankheiten bei deinen Microgreens von Anfang an vermeiden willst, dann führt kein Weg an sauberen Bedingungen vorbei. Klingt banal – ist aber entscheidend. Denn die meisten Probleme entstehen nicht über Nacht, sondern schleichen sich langsam ein, wenn irgendwo etwas nicht ganz passt. Gute Nachrichten: Mit ein paar einfachen Maßnahmen kannst du viele dieser Stolpersteine von vornherein ausschalten.

Sauberkeit ist das A und O – und zwar bei allem

Egal ob du gerade erst mit dem Anbau beginnst oder schon Erfahrung hast: Hygiene sollte immer oberste Priorität haben. Deine Anzuchtschalen, Werkzeuge und auch deine Hände kommen direkt mit den Samen und Pflanzen in Kontakt – und genau da fängt’s an. Wasche alle Teile gründlich mit warmem Wasser ab, bevor du sie benutzt, und desinfiziere regelmäßig. Dafür brauchst du keine Chemiekeule:
Ein Spritzer Essigreiniger oder eine Mischung aus Wasserstoffperoxid (3 %) und Wasser (Verhältnis ca. 1:10) reicht völlig. Alternativ funktionieren auch effektive Mikroorganismen (EM), die auf natürliche Weise schädliche Keime verdrängen. Wichtig ist nur, dass du nicht erst dann reinigst, wenn was schiefläuft, sondern schon davor.

Luft in Bewegung halten – für ein gesundes Mikroklima

Stauende, feuchte Luft ist wie ein Wellnessurlaub für Schimmelsporen. Um das zu verhindern, brauchst du eine gute Luftzirkulation. Ein kleiner USB-Ventilator kann hier Wunder wirken – er hält die Luft in Bewegung, sorgt dafür, dass Feuchtigkeit schneller verdunstet, und senkt das Risiko für Biofilm und Schimmel deutlich.
Platziere ihn so, dass er nicht direkt auf die Pflanzen bläst, sondern die Luft sanft in Bewegung hält. Ideal ist eine Intervallschaltung, zum Beispiel 15 Minuten pro Stunde. Und noch ein Tipp: Kontrolliere die Luftfeuchtigkeit im Raum. Alles über 70 % ist für Microgreens auf Dauer zu viel. Mit einem einfachen Hygrometer hast du das gut im Blick.

Richtig gießen – aber bitte mit Gefühl

Viele gießen ihre Microgreens einfach von oben drauf – und genau da beginnt oft das Problem. Wasser, das auf der Oberfläche stehen bleibt, schafft feuchte Zonen, in denen sich Keime besonders wohlfühlen. Besser ist: den Boden gleichmäßig feucht halten, aber nie nass.
Ein bewährter Trick ist das Gießen von unten. Dabei stellst du deine Anzuchtschalen einfach in eine flache Schale mit Wasser, lässt sie das Wasser für ein paar Minuten aufsaugen und nimmst sie dann wieder raus. So bleibt die Oberfläche trocken, während die Wurzeln bekommen, was sie brauchen. Klingt einfach – funktioniert aber hervorragend.

Dichte macht den Unterschied – mehr Luft, weniger Risiko

Je dichter du deine Samen aussäst, desto schwieriger wird es für Luft und Licht, bis an die Basis der Pflanzen vorzudringen. Und genau dort entsteht oft die Feuchtigkeit, die Schimmel begünstigt. Deshalb: lieber etwas weniger Saatgut nehmen und dafür gesünder ernten.
Wie viel genau sinnvoll ist, hängt von der Keimrate ab – die findest du oft auf der Verpackung. Hochkeimfähiges Saatgut kannst du dünner ausbringen, weil fast jedes Korn aufgeht. Bei älterem oder unbehandeltem Saatgut musst du eventuell dichter säen, riskierst damit aber auch schneller Probleme.

Gutes Saatgut ist die halbe Miete

Apropos Saatgut: Wenn du dir Ärger ersparen willst, fang mit hochwertigem Material an. Billiges oder unsachgemäß gelagertes Saatgut kann schon beim Kauf mit Schimmelsporen oder Bakterien belastet sein – und du wunderst dich, warum deine Microgreens ständig Probleme machen.
Achte auf Anbieter, die explizit Microgreen-taugliches Saatgut verkaufen. Viele davon bieten auch bereits vorgereinigtes oder thermisch behandeltes Saatgut an, das frei von Schädlingen und Krankheitserregern ist. Wenn du unbehandeltes Saatgut verwenden möchtest, kannst du es vor der Aussaat kurz in einer schwachen Wasserstoffperoxidlösung einweichen – das reduziert Keime und sorgt für einen gesunden Start.

Wenn du diese Punkte von Anfang an beachtest, schaffst du eine Umgebung, in der sich deine Microgreens wohlfühlen – und Schimmel erst gar keine Chance hat. Es ist wie beim Gärtnern im Großen: Ein gesunder Boden, gute Belüftung und sauberes Werkzeug machen den größten Unterschied. Und auch wenn es ein paar Handgriffe mehr bedeutet – du wirst den Aufwand spätestens dann zu schätzen wissen, wenn deine Ernte kräftig, frisch und ohne jede Spur von Problemen dasteht.

5. Erste Hilfe bei Schimmelbefall

Wenn du alles richtig gemacht hast und trotzdem plötzlich Schimmel in deiner Anzucht entdeckst – keine Panik. Das passiert selbst erfahrenen Gärtnern hin und wieder. Wichtig ist jetzt, dass du ruhig bleibst und zügig reagierst. Je schneller du handelst, desto größer ist die Chance, dass du zumindest einen Teil deiner Pflanzen retten kannst.

Erst mal trennen, was krank ist

Sobald du Schimmel entdeckst, solltest du betroffene Chargen oder Anzuchtschalen sofort aus dem restlichen Bestand nehmen. So verhinderst du, dass sich Sporen in der Luft verteilen und auch gesunde Pflanzen befallen. Stell die befallene Schale an einen gut belüfteten Ort, möglichst außerhalb deines normalen Anzuchtbereichs.

Schimmel großzügig entfernen – nicht nur oberflächlich

Wenn es nur eine kleine Stelle ist, kann es ausreichen, den betroffenen Bereich samt Wurzelmasse vorsichtig zu entfernen. Nutze dazu am besten einen Löffel oder eine kleine Schaufel und arbeite sauber – also nicht wild herumrühren, sondern gezielt abschöpfen. Wichtig ist: Sei lieber zu großzügig beim Entfernen als zu vorsichtig. Wenn du Pech hast, steckt der Schimmel schon tiefer drin, auch wenn man es von oben noch nicht sieht.

Lohnt sich das Retten überhaupt – oder lieber gleich entsorgen?

Das hängt davon ab, wie stark der Befall ist. Wenn nur ein kleiner Randbereich betroffen ist und die restlichen Pflanzen gesund und kräftig aussehen, kannst du einen Versuch starten. Aber: Sobald der Schimmel Fäden bildet, unangenehm riecht oder sich auf größere Flächen ausgebreitet hat, solltest du die ganze Charge lieber entsorgen – vor allem, wenn du die Microgreens essen willst.
Aus eigener Erfahrung: Wenn du dich unsicher fühlst oder zweifelst, ist Wegwerfen meist die bessere Wahl. Gesundheit geht immer vor.

Sofort die Bedingungen prüfen und anpassen

Ein Schimmelbefall ist immer ein Zeichen dafür, dass irgendetwas im Umfeld nicht gepasst hat – zu feucht, zu wenig Luftbewegung, zu dicht gesät. Deshalb: Lüfte gut durch, stell ggf. einen Ventilator auf, reduziere die Luftfeuchtigkeit im Raum, und prüfe, ob du in letzter Zeit vielleicht zu viel gegossen hast. Kleine Änderungen machen oft schon einen großen Unterschied.

Natürliche Mittel zur Unterstützung

Wenn du eine betroffene Charge nicht sofort entsorgen willst oder deine restlichen Pflanzen schützen möchtest, kannst du auf natürliche Helfer zurückgreifen. Eine Mischung aus Essig und Wasser (etwa 1:10) kannst du vorsichtig auf befallene Stellen sprühen – aber bitte nicht übertreiben, sonst leiden die Pflanzen. Auch Zimt oder lauwarmer Kamillentee wirken leicht fungizid und können helfen, das Mikroklima wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Ein echter Geheimtipp sind effektive Mikroorganismen (EMs). Diese nützlichen Bakterien konkurrieren mit den schädlichen Keimen und helfen dabei, das biologische Gleichgewicht im Substrat wiederherzustellen. Es dauert ein bisschen, bis sie wirken – aber sie sind eine sanfte und nachhaltige Methode zur Regeneration.

Kurz gesagt: Schimmel ist kein Grund aufzugeben, aber immer ein Weckruf. Wenn du rechtzeitig reagierst und daraus lernst, wird’s beim nächsten Mal besser laufen. Und glaub mir – selbst Profis haben manchmal Verluste. Wichtig ist nur, dass du nicht den Kopf in den Sand steckst, sondern die richtigen Schlüsse ziehst.

6. Häufige Krankheiten & Schädlingsprobleme

Auch wenn Microgreens insgesamt recht robust sind, können gelegentlich Krankheiten oder Schädlinge auftauchen. Meistens liegt es an zu viel Feuchtigkeit, mangelnder Hygiene oder einem ungünstigen Mikroklima. Hier zeige ich dir, worauf du achten solltest und was du im Fall der Fälle tun kannst.

Pilzkrankheiten – wenn’s untenrum fault

Eine der häufigsten Ursachen für Probleme sind Pilzkrankheiten wie Pythium oder Fusarium. Die zeigen sich oft dadurch, dass die Keimlinge plötzlich umknicken oder schon in der Wurzel faulig werden. Meistens liegt das an zu viel Nässe, schlechter Belüftung oder alten Anzuchterde-Resten.
Was tun? Im Anfangsstadium kannst du versuchen, die betroffenen Pflanzen samt Wurzelbereich zu entfernen und das Umfeld trockener zu halten. Wenn aber schon große Teile betroffen sind oder der Pilz tief im Substrat sitzt, hilft oft nur: alles entsorgen, Schale gründlich reinigen und beim nächsten Mal auf bessere Luftzirkulation und weniger Feuchtigkeit achten.

Bakterielle Infektionen – wenn’s müffelt und matscht

Bakterien machen sich meist durch weiche, schleimige Stellen und unangenehmen Geruch bemerkbar. Solche Faulstellen entstehen oft durch stehende Nässe oder unsaubere Werkzeuge. Auch hier gilt: Schnell handeln. Weiche Pflanzenteile großzügig entfernen, und wenn es streng riecht oder die Ausbreitung schnell geht, besser die komplette Charge entsorgen.
Hygiene ist das A und O – also Arbeitsflächen, Hände und Werkzeuge regelmäßig desinfizieren.

Schädlinge – selten, aber möglich

In Innenräumen sind Schädlinge zwar nicht häufig, aber es kann vorkommen – besonders bei längeren Wachstumszeiten oder wenn Pflanzen von draußen in den Anzuchtbereich kommen.

  • Trauermücken erkennst du an kleinen, schwarzen Fliegen, die um die Erde schwirren. Ihre Larven fressen an den Wurzeln und können die Pflanzen schwächen. Gelbsticker helfen, erwachsene Tiere loszuwerden, und trockeneres Gießen erschwert den Larven das Überleben.
  • Blattläuse tauchen manchmal bei langsam wachsenden Sorten auf. Sie sitzen oft an den zarten Trieben und saugen Pflanzensaft. Bei kleinen Befällen reicht manchmal schon ein kräftiger Wasserstrahl oder das Absammeln. Bei starkem Befall – auch hier wieder ehrlich sein: lieber entsorgen und neu starten.

Der wichtigste Tipp: Schau dir deine Pflanzen regelmäßig genau an. Wer früh erkennt, dass etwas nicht stimmt, hat die besten Chancen, noch gegenzusteuern. Und wenn du mal eine Charge verlierst – ärgerlich, klar. Aber auch eine Erfahrung, die dich beim nächsten Durchlauf besser macht.

7. Langfristige Optimierung: Resiliente Anbausysteme schaffen

Wer auf Dauer erfolgreich Microgreens anbauen will, sollte nicht nur auf den Moment schauen, sondern das System dahinter im Blick behalten. Ein bisschen Planung und Beobachtung helfen dabei, immer besser zu werden – und Probleme frühzeitig zu erkennen, bevor sie größeren Schaden anrichten.

Ein einfacher, aber wirkungsvoller Tipp: Führe ein kleines „Grow-Tagebuch“. Notiere dir, wann du welches Saatgut ausgesät hast, wie du gewässert hast, wie das Wetter oder Raumklima war und ob es Besonderheiten gab – etwa ungewöhnlich schnelles Wachstum oder erste Anzeichen von Schimmel. Nach ein paar Durchläufen erkennst du schnell, was gut funktioniert und wo du vielleicht nachbessern solltest.

Wenn du regelmäßig anbaust, lohnt sich auch eine Batch-Trennung. Das bedeutet: Du ziehst mehrere kleine Portionen getrennt voneinander auf. So kannst du im Problemfall besser nachvollziehen, welche Bedingungen zu welchem Ergebnis geführt haben – eine echte Hilfe, wenn du gezielt Ursachen finden willst.

Auch die Materialwahl spielt langfristig eine Rolle. Atmungsaktive Anzuchtsiebe oder biologisch abbaubare Schalen sorgen nicht nur für bessere Belüftung und weniger Staunässe, sondern erleichtern auch die Reinigung oder Kompostierung. Hier lohnt es sich, ein bisschen herumzuprobieren und auf Qualität zu achten – das zahlt sich über Zeit aus.

Und zuletzt: Bleib offen für Veränderungen. Kleine Feedback-Schleifen, also regelmäßige Reflexion und Anpassung, machen dein Anbausystem robuster. Kein System ist perfekt – aber mit jedem Durchlauf kannst du es ein Stück besser machen.

8. Fazit & Praxistipps auf einen Blick

Wenn du Microgreens erfolgreich und ohne böse Überraschungen anbauen willst, kommt es auf ein paar grundlegende Dinge an. Sauberkeit, gute Beobachtung und eine gewisse Routine sind das A und O. Probleme wie Schimmel oder Krankheiten lassen sich oft vermeiden – und wenn doch mal etwas schiefläuft, hilft es, ruhig zu bleiben und Schritt für Schritt vorzugehen.

Wichtig ist, dass du mit jedem Anzuchtstart die gleichen Punkte prüfst. So entsteht mit der Zeit ein Gefühl dafür, was deine Pflanzen brauchen – und du baust dir ein System auf, das funktioniert und sich bei Bedarf anpassen lässt. Denn auch beim Microgreen-Anbau gilt: Kein Durchgang ist exakt wie der andere, aber je besser du vorbereitet bist, desto entspannter kannst du damit umgehen.

Checkliste – Diese 5 Dinge solltest du vor jedem Start kontrollieren:

  1. Sauberes Material: Sind Schalen, Siebe und Werkzeuge gründlich gereinigt?
  2. Saatgutqualität: Ist das Saatgut frisch, trocken und schimmelfrei?
  3. Lagerbedingungen: Stimmt die Raumtemperatur und Luftzirkulation?
  4. Wasserquelle: Verwendest du sauberes, idealerweise gefiltertes Wasser?
  5. Standortwahl: Ist der Platz hell genug und gut belüftet?

Mit diesen Basics bist du auf einem richtig guten Weg – und kannst mit jedem Anzuchtlauf dazulernen.

Und wenn deine Microgreens dann kräftig gewachsen sind und bereit für die Ernte, stellt sich die nächste Frage: Wie bekommst du sie möglichst frisch und nährstoffreich auf den Teller – auch wenn du nicht gleich alles auf einmal verbrauchst? Im nächsten Artikel zeige ich dir, wie du bei der Ernte & Lagerung am besten vorgehst, um die Frische deiner Microgreens zu verlängern – hier geht’s weiter zum Beitrag „Ernte & Lagerung: Wie du die Frische deiner Microgreens verlängerst“.

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